kop-rhede.gif (3371 bytes) Bertha-Landau-Straße
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Auszüge aus dem Bocholter-Borkener Volksblatt 

Neue Straße erinnert an die letzte Jüdin Rhedes

Die Schwestern Ruth und Erna schafften es gerade noch rechtzeitig vor dem Zweiten Weltkrieg Rhede zu verlassen – und überlebten so die Judenverfolgung in Nazi-Deutschland. Ihre Mutter Berta Landau wollte ihre Wahlheimat nicht verlassen und blieb. Sie war die letzte Jüdin in Rhede – am 11. Dezember 1941 deportierten die Nationalsozialisten sie in das Konzentrationslager Kaiserwald bei Riga. Dort wurde Berta Landau am 26. März 1942 erschossen. Fast 60 Jahre später erinnert jetzt eine Straße an die letzte Jüdin Rhedes.
Dass in Rhede eine Straße nach ihrer Mutter benannt werden soll, löste vor drei Jahren bei den Töchtern Freudentränen aus. Die Einweihung der Straße kann die inzwischen verstorbene Ruth Albu nicht mehr miterleben. Statt dessen kommt ihre Tochter Barbara Lehmann mit ihrer Tante nach Rhede – eine Reise, die sie fast jedes Jahr unternimmt. Der Kontakt in den Geburtsort von Ruth Albu und Erna Meyer ist nie ganz abgerissen – bis auf die Jahres des Krieges. Über Amsterdam flüchteten die beiden jungen Frauen damals nach London. Die Mutter blieb in Rhede. Sie „wollte nicht mitkommen, weil sie nicht glauben wollte, zu welchen Taten die NS-Machthaber fähig waren. Sie wurde später deportiert und wir haben nie wieder etwas von ihr gehört", sagte Erna Meyer vor Jahren. Weil sie es nicht geschafft hatte, die Mutter nach London nachzuholen, kehrte Erna Meyer gleich nach Kriegsende zurück nach Rhede. Erst dort erfuhr sie vom Tod der Mutter.

© Bocholter-Borkener Volksblatt      

Original im BBV veröffentlicht am: 16.08.2000 im Ressort: Rhede

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Erna Meyers Rede rührte Gäste zu Tränen

Die neue Verbindung zwischen Berg- und Hardtstraße gehört zu den kleineren Straßen in Rhede, der große Verkehr rollt auf anderen Wegen. Ihre historische Bedeutung ist jedoch unvergleichlich höher: Die Berta-Landau-Straße wurde nach der letzten jüdischen Mitbürgerin in Rhede benannt, die dem Nazi-Terror zum Opfer fiel. Am 11. Dezember 1941 wurde Berta Landau aus ihrer westfälischen Heimat ins Konzentrationslager Kaiserwald bei Riga deportiert, wo sie am 26. März 1942 erschossen wurde. Fast sechzig Jahre später wurde nun am Samstag, 19. August, die nach ihr benannte Straße offiziell eingeweiht.
Bürgermeister Lothar Mittag eröffnete den Festakt mit einem Appell an die etwa zweihundert Gäste. Man könne und dürfe nicht vergessen, was damals für Verbrechen an den Menschen verübt worden seien, mahnte er. Mittag erinnerte an das dunkelste Kapitel der Stadt: „Der Nationalsozialismus hat auch vor den Toren Rhedes nicht halt gemacht. Das ist untrennbar mit der Geschichte der Stadt verbunden." Die Berta-Landau-Straße stehe gegen das Vergessen dieser schrecklichen Zeit, so der Bürgermeister.
Extra aus den Vereinigten Staaten angereist war Erna Meyer, Tochter der Ermordeten. Zusammen mit ihrer inzwischen verstorbenen Schwester Ruth Albus war sie damals vor dem Nationalsozialismus über die Niederlande und Großbritannien in die USA geflohen. Es war Erna Meyer vorbehalten, gemeinsam mit Lothar Mittag das neue Straßenschild zu enthüllen und die Straße damit offiziell einzuweihen.
Die anschließende Rede der inzwischen 86-Jährigen, rührte so manche der Gäste zu Tränen. „Auch wenn uns viele sehr weh getan haben, hatten wir viele gute Freunde in Rhede", sagte sie. Deshalb sei es wichtig, angesichts des Bösen, auch das Gute nicht zu vergessen: Die hier Anwesenden seien nicht Schuld an den Greueltaten zur Zeit des Nationalsozialismus. Das Zeichen, das die Stadt mit der Berta-Landau-Straße gesetzt habe, sei dagegen einmalig.

© Bocholter-Borkener Volksblatt      

Original im BBV veröffentlicht am: 21.08.2000 im Ressort: Rhede

 

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