Jüdische Lebensgeschichten
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Leo Nußbaum (1868 - 1940)
Prediger der Israelitischen Gemeinde Bocholt und Lehrer an der dortigen Schule

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Leo Nußbaum

Leo Nußbaum wurde 1868 in Burghaun (Hessen) geboren.
1896 nahm er seine Tätigkeit an der Israelitischen Schule in Bocholt auf.

Leo Nußbaum wurde von seiner Schülerin Jeanette Wolff  wie folgt charakterisiert: "Der junge Lehrer Nußbaum war sehr religiös und doch sehr weltoffen ... Er anerkannte nur Leistung und Fleiss. Ich liebte meinen Lehrer sehr und auch seine ... junge Frau."

Während des Ersten Weltkriegs war Leo Nußbaum Seelsorger der im Kreis Borken in Lazaretten liegenden jüdischen Soldaten. Zusammen mit seiner Frau Rosa engagierte er sich in der allgemeinen Wohlfahrtspflege, so u. a. bei Schulspeisungen und - besonders im Steckrübenwinter 1917 - in Armenküchen.

Zusammen mit Franz Richter, dem Pfarrer von St. Georg, und dem evangelischen Pastor Gustav Quade brachte Leo Nußbaum bereits in den Zwanziger Jahren in Bocholt ein interreligiöses Gespräch in Gang. Wie wenig dies in die Gläubigen ausstrahlte, kann daran gesehen werden, daß nur kaum zwanzig Jahre später, als im Winter 1941/42 achtundzwanzig Juden deportiert wurden, eben diese Gläubigen wegschauten und keine Solidarität zeigten. Ein hämischer Ausspruch aus dieser Zeit ist aus Bocholt überliefert: "Jetzt kriegen sie die Juden an die Arbeit!"

1932 trat Leo Nußbaum als Prediger und Lehrer in den Ruhestand.

Die sogenannte Machtergreifung Hitlers 1933, die auch in Bocholt zu einschneidenden Veränderungen führte, traf Leo Nußbaum sehr. Er hatte bereits 1931 NSDAP-Versammlungen in Bocholt besucht und vor dem Nationalsozialismus gewarnt.

In Bocholt mussten Leo Nußbaum und seine Frau die Schrecken der Reichspogromnacht  im November 1938 erleben.

Leo und Rosa Nußbaum hatten bereits eine Einreisegenehmigung in die USA, als sie bei einem Besuch in Basel vom Ausbruch des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 überrascht wurden. Eine Weiterreise in die USA war nicht mehr möglich. Sie blieben in Basel. Leo Nußbaum faßte seinen Aufenthalt dort als Verbannung auf, zumal er sein Lebenswerk, zu Verständnis und Toleranz zwischen Menschen und Religionen beizutragen, durch den Zweiten Weltkrieg als gescheitert ansah. Leo Nußbaum starb 1940 in Basel.

Die Stadt Bocholt benannte 1995 eine Straße nach Leo Nußbaum. Die Enthüllung des Straßenschildes wurde am 9. September 1995 von seiner Tochter Elli Warszawski- Nußbaum vorgenommen. Die Straßenbenennung war eine Initiative der Arbeitsgruppe Geschichte in der (ehemaligen) Deutsch-Niederländisch-Israelischen Gesellschaft Achterhoek/Westmünsterland e.V.

                    
Dr. Arthur Hochheimer (1883 - 1982)
Gynäkologe

Arthur Hochheimer wurde 1883 in Bocholt geboren und wuchs dort auf. Nach dem Medizin-Studium ließ er sich in der Nordstraße 50 als "Spezialarzt für Chirurgie und Frauenleiden" nieder. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg hatte er sich dem Bocholter Roten Kreuz für den Lazarettdienst zur Verfügung gestellt. Während des Ersten Weltkriegs war er Heereschirurg.

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Arthur Hochheimer

In den Zwanziger Jahren verlegte Dr. med. Arthur Hochheimer seine Praxis an die Osterstraße 54. Um diese Zeit war er bereits Belegarzt am St.-Agnes-Hospital. Er erfreute sich eines guten Rufes als Chirurg und wurde auch vom Pflegepersonal sehr geachtet.
Mündlich ist überliefert, daß er eine neue Methode der Geburtsvorbereitung und -durchführung entwickelte.

Das Emporkommen des Nationalsozialismusses und die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 führten zu einem Bruch im Leben dieses Bocholter Arztes jüdischen Glaubens. Zunächst verlor er seine Stelle im Krankenhaus, später standen SA-Posten vor seiner Praxis um Patientinnen den Zutritt zu verwehren. Zu einer schwierigen Operation, an die sich keiner der Krankenhausärzte herantraute, wurde Arthur Hochheimer noch einmal ins Krankenhaus geholt.

Im Oktober 1937 zog die Familie Hochheimer nach Düsseldorf und wanderte - kurz vor der Reichspogromnacht  - in die USA aus. Arthur Hochheimer ließ sich in Bound Brook/New Jersey als Arzt nieder. Er starb dort 1982.

Die Arthur-Hochheimer-Straße in Bocholt erinnert an diesen ehemaligen Bürger der Stadt.

                 
Arbeitskreis
"Synagogenlandschaften"
08-05-05 box1@mizrach.org